Saskia Esken und Jens Behrens ließen sich nach dem Austausch eine Wurst schmecken. Die Vorsitzende setzte auf die fleischlose Variante.
Eine solch geballte Politik-Prominenz wie in diesen Tagen konnte Lippstadt wohl lange nicht mehr begrüßen. Nachdem sich in den letzten Wochen bereits mehrere Landesminister die Klinke in die Hand gegeben haben, eröffnete Saskia Esken am Freitagabend eine Reihe von Besuchen, die auch hochrangige Bundespolitiker bis zur Landtagswahl an die Lippe führen. Am sozialen Bewohnerzentrum Am Rüsing unterstützte die Bundesvorsitzende der SPD bei Kaltgetränken und Currywurst ihren Genossen und heimischen Landtagskandidaten Jens Behrens.
Schon Anfang des Monats konnte der 43-Jährige mit Thomas Kutschaty, Spitzenkandidat für die Landtagswahl, auf namhafte Hilfe im Wahlkampf bauen. Angesprochen auf die Wichtigkeit solcher öffentlichkeitswirksamen Termine für den Wahlausgang reagierte Behrens aber gelassen: „Es ist nicht unbedingt die pure Aufmerksamkeit. Aber diese persönliche Unterstützung gibt mir natürlich Rückenwind für den Endspurt. Das beflügelt.“ Woraufhin Esken schmunzelnd beifügte: „Es ist wichtig, dass Lippstadt gut vertreten wird im Landtag. Und in dem Kontext begrüßen wir die Kandidatur ausdrücklich.“ Nach einem Kennenlernen der beiden auf dem Bundesparteitag vor ein paar Jahren war es das erste direkte Aufeinandertreffen.
Auf große Reden verzichteten die Anwesenden an diesem Abend. Viel mehr wolle man mit den Leuten das direkte Gespräch suchen. „Der echte Wahlkampf geschieht nicht in den großen Hallen“, unterstrich Behrens. Vor dem direkten Austausch nahmen sich die Genossen aber noch Zeit für ein exklusives Patriot-Gespräch in den Räumlichkeiten des SkF-Bewohnerzentrums, an dem auch Ute Stockhausen teilnahm.
Die SkF-Geschäftsführerin freute sich sichtlich über den Besuch aus Berlin, nutze die Gelegenheit aber auch, um Probleme im Sozialwesen offen anzusprechen: „Ich habe das Gefühl, dass wir bei solchen Terminen die Politiker immer etwas erden können und ‘denen da oben’ zeigen, was herbe Einschnitte wie etwa die Pandemie für die Menschen wirklich bedeuten.“ Ganz konkret forderte sie eine bessere Aufstellung im Schulsystem, das bei der praktischen Umsetzung des Homeschoolings ihrer Ansicht nach an Grenzen gestoßen ist. Mit Blick auf die Projektfinanzierung forderte sie zudem einen deutlichen Bürokratieabbau, um einfacher an finanzielle Mittel zu gelangen.
Esken äußerte Verständnis für Stockhausens Ausführungen und nutzte diese sogleich für einen Seitenhieb gegen die schwarz-gelbe Landesregierung: „Familien sind in der Corona-Zeit auf vielen Ebenen unter Druck geraten, was hierzulande auch auf das Chaos im Bereich Schule und Bildung zurückzuführen war.“ Nichtsdestotrotz verteidigte sie das Vorgehen der Bundesregierung in Form von Lockdowns und Quarantänebestimmungen im Sinne des Infektionsschutzes und verwies etwa auf das Corona-Aufholprogramm.
Auch Behrens ließ es sich nicht nehmen, zu betonen, wie wichtig ihm die Würdigung der sozialen Arbeit und auch der Pflege sei. Er versprach sogar: „Ich will auch als Abgeordneter wieder hierhin kommen.“ Und bekräftigte augenzwinkernd: „Mich muss man nicht erden.“
Im Anschluss an das Pressegespräch suchten Esken und Behrens noch den direkten Austausch mit Anwohnern und anwesenden Parteimitgliedern. Nur bei der Currywurst stutzte die Vorsitzende kurz, schließlich ist sie Vegetarierin. Die Lippstädter Jusos hatten aber mit einem Fleischersatz vorgesorgt.